Montag, 30. November 2009

Beim Festschmaus thomistischer Feinschmecker belauscht:

„Noch ein wenig Ente mit Essentia?
„Danke. Ich überlege, ob ich nicht lieber noch von dem köstlichen quod quid erat esse.
„Aber lassen Sie noch Platz für die gebackenen Opuscula zum Nachtisch!“
„Ja, dazu Compositum! Und da sage noch einer, ich esse simplex!“

Mittwoch, 23. September 2009

Menetekel

poetae conversio
oder: Heines Umkehr

Gestern noch goß er in Reime den Spott
Auf den Ew’gen, den HERRN, den allmächtigen Gott.


Doch dann die Besinnung, der angstvolle Schreck,
und tief in sein Innerstes geht nun sein Blick.


„Wo ließ ich, ein Sterblicher!, meinen Verstand?
Sah ich das Zeichen nicht schon an der Wand?“


So setzt’ er sich nieder mit angstvollem Schauern
Und schrieb, was geschah in Babylons Mauern,


Als einstmals mit Häme, mit Spott und mit Hohn
Belsazar wollt stürzen den Höchsten vom Thron.



Und was dort geschah bei funkelndem Wein,
das nimmt dieser Link hier in Augenschein:


http://carduorumager.blogspot.com/2009/09/belsazar.html

Donnerstag, 27. August 2009

Applied Linguistics

or: look beyond the obvious

Time flies like an arrow.
Fruit flies like a banana.

Samstag, 22. August 2009

Faith and Reason

John Dryden

Dim, as the borrow'd beams of moon and stars
To lonely, weary, wand'ring travellers,
Is Reason to the Soul: And as on high
Those rolling fires discover but the sky
Not light us here; so Reason's glimmering Ray
Was lent, not to assure our doubtful way,
But guide us upward to a better Day.
And as those nightly Tapers disappear
When Day's bright Lord ascends our Hemisphere;
So pale grows Reason at Religion's sight;
So dyes, and so dissolves in Supernatural Light.

1682

Freitag, 21. August 2009

Borges auf dem Weg zu Almotásim

Borges’ Domäne war die Fiktion.
Und seine erste, Der Weg zu Almotásim, erschien 1936, getarnt als Rezension (Leser versuchten damals, den gar nicht existierenden Roman in Buchhandlungen und Bibliotheken aufzutreiben).

Die Erzählung erschien kurz nach dem Essay über die Lehre von den Zyklen, und sie findet sich in „Niedertracht und Ewigkeit“, Fischer Tb., 2. Auflage 2003.

Dabei ist jedoch ein warnender Hinweis unerläßlich:Auch nach La doctrina de los ciclos soll man sich nicht in Sicherheit wiegen - Nietzsche und seine wiederkehrenden Vordenker lauern überall, so auch auf dem Weg zu Almotásim.

Mittwoch, 8. Juli 2009

In Memoriam
by Robert Louis Stevenson, 1881

YET, O stricken heart, remember, O remember
How of human days he lived the better part.
April came to bloom and never dim December
Breathed its killing chills upon the head or heart.

Doomed to know not Winter, only Spring, a being
Trod the flowery April blithely for awhile,
Took his fill of music, joy of thought and seeing,
Came and stayed and went, nor ever ceased to smile.

Came and stayed and went, and now when all is finished,
You alone have crossed the melancholy stream,
Yours the pang, but his, O his, the undiminished
Undecaying gladness, undeparted dream.

All that life contains of torture, toil, and treason,
Shame, dishonour, death, to him were but a name.
Here, a boy, he dwelt through all the singing season
And ere the day of sorrow departed as he came.

Wiederentdeckt auf einem Grabstein in Charleston, South Carolina

Montag, 6. Juli 2009

Aus Jorge Luis Borges' Schatztruhe

Vor kurzem hielt mich abends ein Unbekannter in der Calle Maipú an.
„Borges, ich will Ihnen für etwas danken“, sagte er. Ich fragte, worum es gehe, und er antwortete:
„Sie haben mich zu Stevenson gebracht.“
Ich fühlte mich gerechtfertigt und glücklich. … Wie die Entdeckung von Montaigne und von Sir Thomas Browne ist die von Stevenson eine der dauerhaftesten Seligkeiten, die uns die Literatur schenken kann.
Robert Louis Stevenson wurde Anfang 1850 in Edinburgh geboren. Sein Vater und Großvater waren als Ingenieure mit dem Bau voll Leuchttürmen befaßt; eine berühmte Zeile erinnert an die Türme, die sie errichteten, und an die Lampen, die sie entzündeten. Sein Leben war schwer und tapfer. Bis zum Schluß bewahrte er, wie er über einen Freund schrieb, den Willen zum Lächeln. Die Tuberkulose trieb ihn von England ans Mittelmeer, vom Mittelmeer nach Kalifornien, von Kalifornien schließlich nach Samoa, in die andere Hemisphäre. Dort starb er 1894. Die Samoaner nannten ihn Tusitala, den Geschichtenerzähler; Stevenson befaßte sich mit allen Gattungen, einschließlich Gebet, Fabel und Lyrik, aber die Nachwelt zieht es vor, seiner als eines Erzählers zu gedenken. Er sagte sich vom Calvinismus los, glaubte aber, wie die Hindus, daß das Universum von einem moralischen Gesetz beherrscht wird und daß ein Verbrecher, ein Tiger oder eine Ameise wissen, daß es Dinge gibt, die sie nicht tun dürfen.
Das alter ego, den Generationen durch die Spiegel aus Glas und Wasser eingegeben, hat Stevenson immer beschäftigt. In seinem Werk finden sich vier Variationen dieses Themas: die erste in der heute vergessenen Komödie Deacon Brodie, die er zusammen mit W E. Henley schrieb und deren Held Kunsttischler und gleichzeitig Räuber ist; die zweite in der allegorischen Erzählung Markheim, deren Schluß unerwartet und unausweichlich ist; die dritte in The Strange Case of Dr Jekyll and Mr Hyde, dessen Plot ihm durch einen Albtraum eingegeben wurde (diese Geschichte ist mehrfach verfilmt worden; unweigerlich lassen die Regisseure beide Personen von einem einzigen Darsteller spielen, was die Schlußüberraschung zerstört); die vierte in der Ballade Ticonderoga, wo der Doppelgänger, the fetch, seinen Mann aufsucht, einen Highlander, um ihn zum Tod zu führen.
Robert Louis Stevenson ist einer der skrupelhaftesten, einfallsreichsten und leidenschaftlichsten Autoren der Literatur. André Gide hat über ihn geschrieben: »Wenn das Leben ihn berauscht, ist er wie leichter Champagner.»
Jorge Luis Borges, Persönliche Bibliothek, Fischer Taschenbuch, Frankfurt 1995, darin auf den Seiten 303 und 304: der zitierte Beitrag über Robert Louis Stevenson - Los nuevas noches drabes. Markheim

Und hier geht es nun zu Markheim (immer wieder verglichen mit Dostojewski, Schuld und Sühne):
http://www.classicreader.com/book/1372/1/

Sonntag, 5. Juli 2009

In a nutshell

Was heißt glauben?
Die Antwort steckt in dem lateinischen Wort für „glauben“: credere

credere ist hervorgegangen aus cor dare das Herz schenken
So wird „Ich glaube“ zu „Ich schenke mein Herz“.

Freitag, 3. Juli 2009

Zweimal Paulus

Die beeindruckende Predigt von Papst Benedikt XVI. in Sankt Paul vor den Mauern zum Abschluss des Paulusjahres:
http://www.kath.net/detail.php?id=23349

Bemerkenswerte Gedanken im Gefolge der wissenschaftlichen Untersuchungen am Paulusgrab:
http://www.kath.net/detail.php?id=23340

Mittwoch, 1. Juli 2009

Monstra mihi Monasterium

Für einen Besuch der Stadt Münster gibt es hier den ultimativen Anreiz:
den city guide in Latein (verfaßt von Schülern des Schillergymnasiums, pünktlich zum 1200jährigen Bestehen der Stadt)
http://www.muenster.de/~schiller/monstra_mihi_monasterium.htm

Dienstag, 30. Juni 2009

John Donne Quote

No man is an Island, entire of itself;
every man is a piece of the Continent, a part of the main.
Meditation XVII

Montag, 29. Juni 2009

Eine Ode an die Unsterblichkeit

We Are Seven
by William Wordworth
1770 - 1850

--A simple child,
That lightly draws its breath,
And feels its life in every limb,
What should it know of death?

I met a little cottage girl:
She was eight years old, she said;
Her hair was thick with many a curl
That clustered round her head.

She had a rustic, woodland air,
And she was wildly clad:
Her eyes were fair, and very fair;
Her beauty made me glad.

"Sisters and brothers, little maid,
How many may you be?"
"How many? Seven in all," she said,
And wondering looked at me.

"And where are they? I pray you tell."
She answered, "Seven are we;
And two of us at Conway dwell,
And two are gone to sea.

"Two of us in the churchyard lie,
My sister and my brother;
And, in the churchyard cottage, I
Dwell near them with my mother."

"You say that two at Conway dwell, and two are gone to sea,
Yet ye are seven!
I pray you tell,
Sweet maid, how this may be."

Then did the little maid reply,
"Seven boys and girls are we;
Two of us in the churchyard lie,
Beneath the churchyard tree."

"You run about, my little maid,
Your limbs they are alive;
If two are in the churchyard laid,
Then ye are only five."

"Their graves are green, they may be seen,"
The little maid replied,
"Twelve steps or more from my mother's door,
And they are side by side.

"My stockings there I often knit,
My kerchief there I hem;
And there upon the ground I sit,
And sing a song to them.

"And often after sunset, sir,
When it is light and fair,
I take my little porringer,
And eat my supper there.

"The first that died was sister Jane;
In bed she moaning lay,
Till God released her of her pain;
And then she went away.

"So in the churchyard she was laid;
And, when the grass was dry,
Together round her grave we played,
My brother John and I.

"And when the ground was white with snow
And I could run and slide,
My brother John was forced to go,
And he lies by her side."

"How many are you, then," said I,
"If they two are in heaven?"
Quick was the little maid's reply,
"O master! we are seven."

"But they are dead; those two are dead!
Their spirits are in heaven!"
'Twas throwing words away; for still
The little maid would have her will,
And said, "Nay, we are seven!"