Montag, 9. April 2012

Gethsemane und Golgatha

Es überrascht,
wer diese Zeilen hat verfaßt:

O Stätten heiligster Vergangenheit!
Gethsemane und Golgatha! Ihr tönet
Die frohste Botschaft durch die Ewigkeit,
Ihr kündet, daß der Mensch mit Gott versöhnet,
Versöhnet durch das Herz, das hier gerungen,
Das dort verblutet und den Tod bezwungen!

O Stätten heilig ernster Gegenwart!
Zu denen sich die müde Seele führet
Und still der ewigen Lebensfluten harrt,
Die auch noch jetzt ein Engel Gottes rühret.
Es nah’n die Kranken – und der Himmel schließet
Sich auf, und Lebenswasser fließet!

O Stätten, ihr, der Zukunft Weltgericht,
Der Frommen Hoffnung und der Sünder Grauen!
Vor euch wird eitler Ruhm und Glanz zunicht,
Von euch wird Segen auf die Welten tauen.
So schaut ihr, vorwärts, rückwärts, auf die Zeiten,
Merksteine in dem Strom der Ewigkeiten.

Friedrich Nietzsche
Schlußteil des Gedichts Gethsemane und Golgatha

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen